Die wirtschaftlichen Rahmenbedingen haben sich geändert. Der Euro schwächelt und noch ist nicht absehbar, wie sich die Konjunktur im In- und Ausland langfristig entwickelt. EuroSpaPoolNews sprach mit Bert Granderath, Geschäftsführer der grando GmbH und Vizepräsident des Bundesverbandes Schwimmbad & Wellness e.V. (bsw), Marc Hölter, Geschäftsführer der G. Eichenwald GmbH & Co. KG und bsw-Präsidiumsmitglied, Dietmar Rogg, Geschäftsführer der Schmalenberger GmbH & Co. KG und bsw-Präsident sowie Markus Weber, CEO der Behncke GmbH und bsw-Präsidiumsmitglied über die Situation in der Schwimmbadbranche.

Bert Granderath
„Bert Granderath, Geschäftsführer der grando GmbH und bsw-Vizepräsident“

 

Wenn man durch die Messehallen geht, fällt vor allem eine Farbe auf – grün. Wie kommt das?


Bert Granderath: Das gestiegene Umweltbewusstsein macht auch vor unserem Wirtschaftszweig nicht Halt. Wer sich heute einen Pool anschafft, achtet neben Funktionalität und Design vor allem auf Energieeffizienz. Daher sind Accessoires - wie zum Beispiel Schwimmbadabdeckungen - gefragt, die den Energiebedarf eines Pools deutlich senken.
    

Marc Hölter: Alternative Energiequellen zu nutzen, liegt im Trend. Das zeigt sich unter anderem an Abdeckungen mit Solarkammerprofilen oder Gartenduschen, die mit sonnengewärmtem Wasser arbeiten. Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die Branche beherrscht und sich selbst in kleinen Zubehörteilen widerspiegelt. So sind beispielsweise Unterwasserscheinwerfer mit energiesparender LED-Technik mittlerweile Standard.

Dietmar Rogg: Die „grüne Welle“ hat darüber hinaus auch neue Schwimmbadformen – privat und öffentlich genutzte - hervorgebracht. Naturpools und Schwimmteiche haben sich in den letzten Jahren als Alternative zum klassischen Pool entwickelt.

Markus Weber: Letztlich hat die Branche vom Öko-Trend profitiert. Die Schwimmteiche und Naturpools sind technisch anspruchsvoller geworden, und die konventionellen Bäder setzen mit energiesparendem Zubehör und modernen Technologien auf einen nachhaltigen Betrieb.

 


 

Dietmar Rogg

„Dietmar Rogg, Geschäftsführer der Schmalenberger GmbH & Co. KG und bsw-Präsident“

 

Die Qualität ist also gestiegen?


Dietmar Rogg: Auf jeden Fall. Zwar bildet unser Wirtschaftszweig unterschiedliche Preissegmente ab, so dass für jedes Budget das passende Angebot vorhanden ist. Doch ganz egal, ob es um zweckmäßiges Zubehör oder um luxuriöse Extras geht – insgesamt ist die Qualität gestiegen.

Marc Hölter: Das korrespondiert mit den veränderten Kundenwünschen. Auch wenn Deutschland oft als „Land der Discounter“ dargestellt wird, im und um den Pool herum darf es ruhig ein bisschen hochwertiger sein. Nach einer bsw-Umfrage unter Schwimmbadbaufachunternehmern wurde der meiste Umsatz im vergangenen Jahr mit dem Bau oder der Modernisierung von Anlagen im gehobenen Preissegment oder in der absoluten Luxusklasse gemacht.


Bert Granderath: Ein Trend, der sich selbst auf dem schwächelnde Automobilsektor zeigt. Autohersteller in Deutschland verkaufen immer größere und hochwertigere Fahrzeuge. Die Kunden investieren in ihre Autos so viel Geld wie noch nie. Getreu dem Motto: wenn, dann richtig.

Markus Weber: Kunden von heute achten zudem nicht mehr nur auf Funktionalität der Produkte. Mehr Qualität bedeutet auch schöneres Aussehen. Selbst Einbauteile, bei denen die Zweckmäßigkeit im Vordergrund steht, sind heute wahre Designobjekte.
 


 

Marc Hölter
„Marc Hölter, Geschäftsführer der G. Eichenwald GmbH & Co. KG  und bsw-Präsidiumsmitglied“

 

Welche Formen, Farben und Materialien sind angesagt?


Marc Hölter: Weniger ist mehr. So lässt sich die Entwicklung in der Branche beschreiben. Man sieht puristisch anmutende Anlagen in zurückgenommenem Design. Klare Formen in zeitloser Eleganz sowie transparente Elemente stechen hervor. Es wird viel mit Glasflächen, hochwertigem Stein und natürlichen Materialien gearbeitet. Unsere Produkte haben sich insgesamt von schnörkelig in Richtung schlicht entwickelt.

Bert Granderath: Und dann findet man oft das Tüpfelchen auf dem I. Stylische Hingucker sorgen für geschmackvolle Auflockerung – sei es durch eine Dekowand in der Sauna oder ein unübersehbares Gartenaccessoire in auffälliger Farbe und Form.

Markus Weber: Natürlich hat auch das Zeitalter der Digitalisierung Einzug in die Branche gehalten. Heute gehört die Bedienung der Wellnessanlage per Touch Screen oder Apps sowie die Kommunikation über Social-Media-Plattformen dazu.  
 
Dietmar Rogg: Insgesamt ist eine gewisse Experimentierfreude sichtbar. Man probiert neue Werkstoffe aus, ohne bewährte Materialien zu vernachlässigen. So entwickelt sich beispielsweise Carbon mit seinen widerstandsfähigen Eigenschaften langsam als Alternative zum Edelstahl.

 


Mehr Design ist das eine. Wie sieht es mit der Sicherheit im Pool aus?


Dietmar Rogg: Für die Hersteller gelten europäische Normen, die Bauweisen, Maße und Prüfungen vorschreiben. So soll unter anderem sichergestellt werden, dass kein Badender mit seinen Haaren angesaugt wird oder sich mit einem Körperteil in Schlitzen und Öffnung verfängt. Es versteht sich von selbst, dass Kinder oder Nichtschwimmer dennoch stets beaufsichtigt werden müssen.   
    
Bert Granderath: Zusätzlich gibt es spezielles Sicherheitszubehör –  zum Beispiel in Form einer Sicherheitsabdeckung oder eines Poolalarmsystems. Die Branche arbeitet derzeit an einer europäischen Sicherheitsnorm für privat genutzte Schwimmbäder, die voraussichtlich im kommenden Jahr in Kraft tritt. Ziel ist, mögliche Risiken zu begrenzen, damit der eigene Pool für die ganze Familie das ist, was er sein soll: Entspannung und Spaß.


 

Markus Weber
„Markus Weber, CEO der Behncke GmbH und bsw-Präsidiumsmitglied“

 

Die Stimmung ist also euphorisch?


Markus Weber: Ich würde sagen, sie ist verhalten optimistisch. Auch wenn Deutschland bisher noch nicht so hart von den wirtschaftlichen Umbrüchen getroffen wurde, ist das zum einen keine Garantie dafür, dass das so bleibt. Zum anderen sind die meisten Unternehmen nicht nur im deutschen Markt, sondern international tätig. Und wenn in anderen Ländern die Kaufkraft schwindet, hat das auch unmittelbare Auswirkungen auf uns. Dennoch: wer Geld ausgeben will und kann, investiert im Moment lieber in langfristige Werte. Der Immobilienmarkt boomt und das kommt unserer Branche zugute.

Marc Hölter: Gibt es eine sicherere und schönere Geldanlage, als die eigenen vier Wände  mit einem Pool oder einem Wellnessraum aufzuwerten? Zumal die Europäische Zentralbank mit ihrer letzten Leitzinssenkung das Sparen noch mal unattraktiver gemacht hat. Kein Wunder also, dass die Sparquote hierzulande auf dem Rekordtief von 10,1 Prozent liegt. Die Menschen sind also bereit, Geld auszugeben.

Bert Granderath: Unser Wirtschaftszweig profitiert zudem von dem gestiegenen Gesundheitsbewusstsein. Wer gesund alt werden und lange fit bleiben will, muss sich bewegen und für aktive Erholung sorgen. Warum soll man  nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und sein eigenes Pool- und Wellnesscenter daheim eröffnen?

Dietmar Rogg: Hinzu kommt: Schwimmen ist eine der beliebtesten Sportarten. Mit Blick auf die zunehmende Alterung der Gesellschaft wird die Attraktivität des gelenkschonenden Wassersports, der Herz und Kreislauf in Schwung bringt und auf sanfte Weise alle Muskelgruppen stärkt, zunehmen. Und Wellness ist ohnehin in aller Munde. Wer bucht heute noch ein Urlaubshotel ohne Entspannungsangebot?

 

Ute Wanschura - bsw

 

Euphorie trotz Eurokrise